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Maschinenbau-Tradition über fünf Generationen

Auch nach 150 Jahren befindet sich Carl KRAFFT & Söhne am Gründungsstandort im rheinländischen Düren. Im Jahre 1870 gründete Carl Krafft, gemeinsam mit Heinrich Depiereux,das gleichnamige Unternehmen. Mit der eigenen Eisengießerei konnte KRAFFT ein breites Spektrum an Produkten und Dienstleistungen anbieten.Die „Goldenen Jahre Dürens“ bis 1914 beflügelten auch die Entwicklung des Maschinenbau-Unternehmens. KRAFFT war von Beginn an sehr stark mit der Papierindustrie der Region verbunden. Die rasante wirtschaftliche Entwicklung von Düren und Umgebung war im Wesentlichen durch die Papierbranche getrieben und machte Düren zu einem industriellen Zentrum mit herausragendem Wohlstand.

Heute ist Düren „Papierstadt“ mit einem kürzlich wiederöffneten, neuen Papiermuseum und zukünftig mit dem Standort der „Modellfabrik Papier“, die gleich gegenüber von KRAFFT entstehen wird. Nachdem Heinrich Depiereux nach einigen Jahren wieder ausschied, blieb das Unternehmen in Familienhand und wird heute in der 5. Generation geführt. Zunächst übergab der Firmengründer den Betrieb an seine Söhne Arthur und Carl Eberhard. Letzterer stand bis ins hohe Alter an der Unternehmensspitze. Beide Weltkriege überstand das Unternehmen, mit Glück, ohne schwerwiegende Beschädigungen, so dass man auch am Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg mitwirken konnte.

Als Carl Eberhard Krafft im Jahre 1955 mit fast 90 Jahren starb, übernahm seine Tochter Gisela Hess die Geschäftsführung. Ihr fehlte jedoch eine entsprechende Ausbildung und Erfahrung. Ihr Sohn Eberhard stieg daher sehr jung in das Unternehmen ein, nachdem er seine kaufmännische Ausbildung abgeschlossen hatte. Er löste seine Mutter 1961 als Geschäftsführer des inzwischen schwer angeschlagenen Unternehmens ab und überzeugte sie, das Unternehmen nicht zu verkaufen sondern in der Familie fortzuführen. Eberhard Hess standen schwierige Jahre bevor und er manövrierte den Familienbetrieb durch die 1960er und 70er Jahre. Weltweit wurden Anlagen für die Papierindustrie geliefert, jedoch war das Unternehmen durch die relativ großen Einzelaufträge von heftigen Auslastungsschwankungen geprägt und belastet. In dieser Zeit trat der Ingenieur Dietrich Nebel ins Unternehmen ein. Die mehrjährige Kooperation mündete schließlich in eine Unternehmensbeteiligung. Gemeinsam entwickelte und vertrieb man Wickelpappenmaschinen und aber auch Sondermaschinen für ganz unterschiedliche Branchen und Anwendungen. Einen Einschnitt für den Standort an der Schoellerstraße - die seinerzeit weder Bundesstraße, noch mit einer Brücke in Richtung Jülich angeschlossen war - bedeutete die Schließung der Eisengießerei im Jahre 1966. Mangelnde Wirtschaftlichkeit und neue gesetzliche Auflagen zwangen Eberhard Hess zu diesem Schritt. Zum Glück fanden die Mitarbeiter im Umfeld des wirtschaftlichen Aufschwungs schnell neue Arbeitsplätze. Eine strategische Entscheidung war die Neuausrichtung des Unternehmens, die Walze zum Kernprodukt zu entwickeln.

„Die Walze ist unsere Kompetenz“ sollte sich als Slogan für KRAFFT einprägen. Mit Werbung für Walzen auf vielfältigste Art, sei es im Motorsport, Im Fernsehen oder mit klassischen Medien, fanden sich zunehmend neue und spannende Anwendungen in unterschiedlichsten Industrien. Als Dietrich Nebel 1989 altersbedingt ausschied, war das Unternehmen schon sehr mit seinem Produktnamen „KRAFFT WALZEN“ bekannt geworden. Die Produktionseinrichtungen waren zunehmend auf die Herstellung und Bearbeitung rotationssymmetrischer Bauteile ausgerichtet und Eberhard Hess hatte in seiner Belegschaft hervorragende Fachleute versammelt, die sich auf die erfolgreiche Weiterentwicklung des Kernproduktes spezialisiert hatten.

 

Daneben blieben auch andere Arbeiten für die Papierindustrie, als weiterhin stärkste Kundensparte, ein Teil des Tätigkeitsfeldes. Umbauten an bestehenden Papiermaschinen wurden vom Konstruktionsbüro geplant und die Schlosser des Unternehmens führten qualifizierte Montage- und Instandsetzungsarbeiten weltweit bei den Kunden vor Ort durch. Gegen Ende der 1990er Jahre wurde der Hauptsitz an der Ecke Schoellerstraße/Brückenstraße umfangreich umgebaut und das Werk 2 im nahegelegenen Gewerbegebiet gegründet, wo im Wesentlichen Großwalzen für die Spanplatten-Industrie gefertigt wurden.

Ein weiterer Meilenstein war 1999 die Übernahme der KELZENBERG + CO GmbH Co. KG, einem örtlichen Wettbewerber, der kurz vor der Insolvenz stand. Im Laufe der Folgejahre wurden Mitarbeiter und Produkte bei KRAFFT integriert und schließlich das Werksgelände in Düren-Gürzenich aufgegeben. Im Jahre 2008 regelte Eberhard Hess die Nachfolge und übergab das Unternehmen an seine Kinder Alice und Michael, die heute die Hauptgesellschafter sind. Mit Herrn Peter Kayser stieß ein paar Jahre später ein neuer Gesellschafter hinzu, der seither den Vertrieb des Unternehmens als Geschäftsführer verantwortet. In den letzten Jahren wurde Werk 2 mit einer zweiten Halle ausgebaut und auch der Gründungsstandort erweitert. Investitionen in Gebäude und Maschinen in zweistelliger Millionenhöhe wurden getätigt, was durch eine positive Geschäftsentwicklung und ein kontinuierliches Umsatzwachstum ermöglicht wurde.

Im Jahr 2019 wurde im Wege eines Asset-Deals der Fertigungsbetrieb der WUMAG TEXROLL, Krefeld, übernommen und seither dort mit 22 Mitarbeitern fortgeführt, jedoch mit administrativer Leitung aus Düren. Der Betrieb stellt ebenfalls Walzen her, zum Teil im Wettbewerb zu KRAFFT, zum Teil aber auch als Ergänzung zum KRAFFT-Portfolio. Am Markt hat sich KRAFFT als einer der größten, vielleicht der größte, unabhängige Walzenhersteller in Europa entwickelt. Viele namhafte Anlagenbauer vertrauen nicht nur auf das Fertigungs-Know-How der Dürener, sondern auch auf die Beratung in Fragen der Konstruktion; sowie auf die logistische Abwicklung von großen Projekten. So liegt auch der Weltrekord für den größten jemals gebauten Stahltrockenzylinder für die Papierindustrie immer noch in Düren! Stolz ist man bei KRAFFT darauf, als Lieferant für die Trockenzylinder einer neuen Papiermaschine in den USA ausgewählt worden zu sein. Obwohl die komplette Maschine vom größten europäischen Papiermaschinenbauer gebaut wird, kaufte der Kunde die Trockenzylinder separat von KRAFFT zu. Gleichzeitig bedeutet die Lieferung den größten Einzelauftrag in der Unternehmensgeschichte.

Michael Hess, Alice Speth und Peter Kayser sind ebenso stolz auf ihre Mitarbeiter, die für den Unternehmenserfolg arbeiten und ihre Expertise einbringen. Neben den rund 120 Mitarbeitern in Fertigung, Konstruktion und Verwaltung, durchlaufen derzeit 17 Azubis ihre Berufsausbildung bei KRAFFT. Die Unternehmensführung hat verschiedene Zukunftsprojekte angestoßen, die den Fortbestand des Unternehmens und seine Weiterentwicklung sicherstellen sollen. Dabei geht es um Digitalisierung, Kommunikation mit den Kunden, Prozesssteuerung und neue Produkte. Dass im Corona-Jahr 2020 die eigentlich geplante Jubiläumsfeier mit der Belegschaft und den Geschäftspartnern ausfallen musste, ist ein Wermutstropfen. Gerade ist die Firmenchronik aus der Druckerei gekommen, in der die Geschichte des Unternehmens nachgezeichnet wird und für die kommenden Generationen kompakt zusammenfasst.

Firmenchronik zum Jubiläum 2020

150 Jahre KRAFFT-Walzen

Die Chronik zum lesen und zum Download

150 Jahre- KRAFFT-Walzen in der Presse